Sunny Welly

Korrektur zu gestern: Das Hotel hat doch noch einen Pluspunkt. Die Betten. Ich hab wirklich sehr gut geschlafen, was mich dem antiquierten Badezimmer gegenüber doch etwas gnädiger stimmt.

Ich mache die Augen auf und sehe die Sonne durch die Vorhänge spinxen. Sehr schön, so soll das sein. Unten in der Lounge probiere ich das Hotelfrühstück aus. Och ja, kann man essen, muss man aber nicht. Für morgen sollte ich mir vielleicht mal auswärts was zum Frühstücken suchen.

Für Wellington hatte ich mir zuhause schon einen handlichen kleinen Stadtführer gekauft, und der empfiehlt, einen Stadtrundgang mit der Cuba Street zu beginnen, einer kleinen alternativen Einkaufsstraße die, wie ich dann merke, gleich um die Ecke vom Hotel aus gesehen beginnt. Und wie praktisch: Ganz vorne gibt es einen Optiker. Nachdem die Sonnenbrille ja unauffindbar geblieben ist, sollte ich mir vor der Wandertour auf der Südinsel doch irgendeinen Ersatz besorgen. Ich frage die Optikerin nach Clip-Ons. „Well, we have only got one type left“ sagt sie und zieht ein Clip-On aus dem Drehständer, das wunderbarerweise auf mein Gestell draufpasst, gewinnt keinen Preis für das beste Design aber es erfüllt seinen Zweck. Der Tag fängt doch richtig gut an. Danach wandere ich Richtung Courtenay Place, um die Tripod-Statue zu sehen, die das Weta-Workshop-Team im Auftrag der Stadt Wellington als Würdigung für Wellingtons Filmindustrie geschaffen hat.

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Als nächstes mache ich mich zur Talstation der Cable Car auf.

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Mit dieser Standseilbahn fährt man in ein paar Minuten aus der Stadt hoch nach Kelburn und überwindet dabei auf einer Strecke von etwa 900 Metern knapp 120 Meter Höhenunterschied. Eine der Bedingungen beim Bau war, dass keine Straße beeinträchtigt werden durfte, also führt die Bahn durch Tunnel und über Viadukte. Bei den Tunneln haben sie sich was nettes einfallen lassen, um Klaustrophobiker abzulenken: welchselfarbig leuchtende LED-Bänder. Neben mir quietschen ein paar Kleinkinder begeistert auf und rufen „We’re in a time machine!“

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Oben angekommen gibts wunderbare Aussichten auf die Stadt da unten.

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Eigentlich ist die Bezeichnung „Botanischer Garten“ ein bisschen irreführend. Es ist mehr ein botanischer Park mit Gartenelementen, aber was für ein schöner Park!

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Das ist übrigens ein Pohutukawa Tree, auch New Zealand Christmastree genannt, weil er immer um die Weihnachtszeit diese schönen roten Blüten hat:

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Ach, es gibt so viel zu sehen, viel mehr als ich im Blog unterbringen kann. (Die heute geschossenen Fotos haben erstmals die 200er Marke geknackt :-D)

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Der Weg führt auf der anderen Seite des Berges herunter Richtung Café Picnic, direkt neben dem Lady Norwood Rosegarden. Nach einer kleinen aber köstlichen Portion Shoestring Fries mit Aioli kann man sich (fotografisch) im Rosengarten austoben.

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Und Kunst gibts auch noch:

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Gut gestärkt gehe ich langsam wieder rauf zur Bergstation der Cable Car.

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Am frühen Nachmittag bin ich wieder in der Stadt. Das Wetter wäre zu schade für Shopping, obwohl man das hier gut machen könnte. Ich blättere im Stadtführer und entscheide mich für ein bisschen Sightseeing. Der Weg zu meinem ersten Ziel führt mich an der Waterfront vorbei, wo ich gestern ein paar Bilder gemacht hatte. Und so sieht es da bei schönem Wetter aus:

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Zunächst schaue ich mir das neuseeländische Parlamentsgebäude an, Beehive genannt, mit den alten Parlamentsgebäuden gleich daneben.

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Dort treffe ich auf ein deutsches Ehepaar, das ich schon in Orakei Korako getroffen hatte. Die beiden sind Rentner und verbringen 3 Monate auf Reisen, die Glücklichen, allerdings bleiben sie immer nur 1 oder höchstens 2 Nächte an einem Ort, deshalb sind sie ein bisschen im Stress. Sie wollen jetzt gleich und möglichst schnell zur Kirche Old St. Paul’s, was auch mein nächstes Ziel ist. Auf der nächsten Straßenecke muss ich die beiden jedoch spontan verlassen, da steht nämlich plötzlich und unerwartet das hier:

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Und das ist der Wellingtoner Zweig der Neuseeländischen Nationalbibliothek.

Haben die auf? Die haben auf. Dann könnte ich ja mal reingehen. Nur mal kucken.

Aus Nur Mal Kucken wird eine Stunde Aufenthalt. Ich schließe meinen Rucksack ein und stelle fest: Die haben ein ganz geniales Schließfachsystem. Jedes Fach hat vorne eine magnetische Tastatur dran, man muss keine Münze reinwerfen sondern verschließt das Fach völlig kostenlos und ohne nach Kleingeld zu kramen mit einer vierstelligen Zahlenkombi die man sich selbst aussucht, damit wird das Fach dann verriegelt, und man nimmt die Tastatur ab und nimmt sie mit. So einfach kann das sein. Im ersten Stock ist der Alexander Turnbull Reading Room, und davor sitzt eine nette Dame an der Info die mich gleich fragt ob ich was bestimmtes suche. Ich sage dass ich ein librarian from Germany bin, und sofort werde ich einkassiert und informiert. Es läuft vieles wie zuhause, manches ist ganz anders und alles ist sehr interessant. Das Gebäude ist vor ein paar Jahren renoviert worden (kennen wir ja), die Benutzer konnten nicht mehr selbst ins Magazin (kennen wir ja auch noch), die Verwaltung durfte aber ins Neuseeländische Archiv einziehen, nur ein paar Schritte entfernt (hier regt sich Neid bei mir). Die Erdbebenerfahrung ist uns ja weitestgehend erspart geblieben, hier sind immernoch Magazinteile gesperrt weil sie noch zu unsicher sind, es dürfen nur zwei Kollegen gelegentlich rein, und die mussten allen möglichen Schriftkram unterzeichnen der offenbar so ähnlich aussieht wie meine Anmeldung zur Canopy Tour. Neidvoll hört widerum die neuseeländische Bibliothekarin von den Verbotsschildern in deutschen Landen, womit zum Beispiel essen im Benutzungsbereich verboten wird. Sie sagt der derzeitige Direktor hats nicht so mit Verboten und sieht das eher lässig, was sofort dazu führt dass die Leute sich Pizza mit in die Bibliothek bringen, und die Bibliothekarinnen müssen hilflos zusehen weil ja nirgendwo steht dass es verboten ist.

Ich drehe eine Runde durch den normalen Reading Room (der Alexander Turnbull Reading Room ist sowas wie ein Handschriftenlesesaal, da darf man nur nach Anmeldung rein), surfe kurz durch den OPAC (powered by Aleph-Primo :-)), blättere nostalgisch in den uralten Zettelkatalogen in uralten Katalogkästen, mit denen die Sondersammlungen wie Musik und Fotografien erschlossen sind, und mache mich dann wieder an mein Sightseeing-Programm. Nächster Punkt: Old St. Paul’s Church.

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Old St. Paul’s ist die erste neugotische Kirche die komplett aus Holz errichtet wurde, geweiht 1866. Hundert Jahre später baute die Diözese eine neue, größere und moderne Kathedrale und wollte Old St. Paul’s abreißen. Allgemeiner Aufschrei! Öffentliche Proteste hatten zur Folge, dass die Regierung die Kirche kaufte und seither instandhält.

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Mehr Kultur geht heute nicht. Ich gehe gemütlich wieder zur Waterfront, erst ein bisschen was schauen

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und dann ein bisschen was essen. Es gibt zahlreiche stylische Bistros, aber mir ist jetzt nach richtigen italienischen Nudeln, ich setze mich also ins „Portofino“ und bekomme sehr leckere Penne all’arrabbiata. Hupps, sind die scharf! Aber lecker, kein Vergleich mit dem armseligen Ich-tu-mal-so-als-wär-ich-ein-Caesarsalat von gestern.

So, Schluss für heute. Ich werde jetzt die Beine hochlegen und mich auf morgen freuen. Morgen geh ich nämlich kucken wie Movie Magic gemacht wird.

 

 

 

4 Gedanken zu „Sunny Welly

  1. „(Die heute geschossenen Fotos haben erstmals die 200er Marke geknackt :-D)“
    No comment!
    Schade, dass die neuseeländische Kollegin keinen Job für dich hatte. Das wäre doch was gewesen. Die Blicke der Bonner Kollegen hätte ich gerne gesehen 😉
    Oh, und nicht falsch verstehen. Wir hätten dich auch gerne wieder.

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