In a hole in the ground, there lived a Hobbit

Der Tag fängt nicht besonders vielversprechend an. Der Himmel ist einfarbig grau und macht keine Anstalten da irgendetwas dran zu ändern. Also lasse ich mir am Morgen Zeit, frühstücke in aller Ruhe und schaue dann (was hier alles so im Frühstücksfernsehen läuft …) mal eben einen Horrorgruselfilm – morgens ist das ja nicht so gräuslich wie abends.

Gegen 10 mache ich mich dann doch mal mit dem Bus auf in die Stadt (jetzt fängt es an zu regnen), spaziere durch eine Einkaufspassage und kann im Sommerschlussverkauf (!) ein langärmliges Wanderhemd zum halben Preis erstehen, vielleicht kann ich das im Abel Tasman Nationalpark noch gut brauchen.

Schon vor 12 Uhr kommt der InterCity-Bus, der mich nach Matamata bringen soll. Das stimmt mich hoffnungsvoll, ich habe nämlich in Matamata ganz genau 1 Minute zum Umsteigen. Es wird eine knappe Geschichte, aber wir sind wahrhaftig gerade noch pünktlich, ich stürme aus dem InterCity-Bus geradewegs in die I-Site von Matamata, wo ich meinen Voucher in ein Ticket umtauschen muss, und schaffe es als letzter in den moosgrünen Bus der Hobbiton-Tour, der abfahrbereit vor der Tür steht. Während uns der Bus die paar Kilometer bis zum Filmset bringt, erzählt der Fahrer für alle die, die es vielleicht wirklich noch nicht wissen, die Geschichte von der Farmersfamilie und dem Regisseur. Ein location scout, ein Drehortsucher, hatte Peter Jackson insgesamt 13 locations vorgestellt die sich als Drehort für Hobbiton eignen würden. P. Jackson sah die Fotos von der Farm der Familie Alexander in der Nähe der Kleinstadt Matamata, und damit waren alle anderen Kanidaten sofort aus dem Rennen.

Nach den Dreharbeiten für „The Lord of the Rings“ (kurz LOTR) wurden die Kulissen, die damals noch aus Pappmaché, Styropor, Plastik und Sperrholz waren, abgerissen und alles wieder auf den Ursprungszustand zurückgebaut. Als 11 Jahre später die Dreharbeiten für „The Hobbit“ begannen (P. Jackson hatte Jahre vorher noch geschworen, dass er den Hobbit nicht verfilmen würde, weil er schon ahnte was das für ein Mammutprojekt würde) ergriffen Regisseur und Farmer die Gelegenheit, etwas Bleibendes zu erschaffen. Die Kulissen wurden aus Holz, Metall und Stein hergestellt und nach Ende der Dreharbeiten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seither besuchen jedes Jahr Hunderttausende Hobbiton und bringen dem Farmer, der Filmfirma und nicht zuletzt Matamata ordentlich was an Einnahmen.

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Matamata hat einiges im Stadtbild auf Hobbiton umgestrickt, wie zum Beispiel die I-Site:

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Deswegen wollte ich ja ursprünglich nicht hin, weil da jeder hinfährt und weil es dort so voll sein soll. Was mir da entgangen wäre! Es wäre absolut blödsinnig gewesen das auszulassen.

Schon während wir Matamata mit dem Bus verlassen klart der Himmel auf. Der Bus fährt die Buckland Road entlang (hat immer schon so geheißen, nicht erst seit dem Dreh!) und am neuerbauten Café „The Shire’s Rest“ vorbei, wo wir unseren Guide einsammeln. Der öffnet uns das Schafsgatter, das die Zufahrt zum Land der Alexanders versperrt, wir schaukeln eine Straße hoch und … da ist Hobbiton! tmp-cam-1009132536

Wir steigen aus dem Bus, und unser guide KC führt uns langsam, mit vielen Fotostopps, erstmal durch das tiefer gelegene Hobbiton. Kein Wunder dass Peter Jackson sofort wusste: Das ist mein Drehort. Die Landschaft ist so unglaublich schön dass man im Film meint es wäre alles am Computer entstanden, aber in echt ist es sogar noch viel schöner, weil man im Film so vieles nicht sieht. Das sind nicht einfach nur ein paar Weiden und ein paar Hügel, das ist eine lebhafte Landschaft mit allen möglichen unterschiedlichen Bäumen, knorrige Weiden, Pappeln, Kiefern (der riesige Party Tree ist echt und hat schon immer da gestanden), einem kleinen Teich mit Schilf und passendem Wasserlauf, Buschwerk mit hier und da ein paar umgeknickten Baumveteranen … this is all too, too beautiful. tmp-cam-211640218

Und in diese perfekte Umgebung hat das Team um Peter Jackson und Richard Taylor nun einige Dutzend Hobbithöhlen hineingebaut, natürlich nur die Fronten weil die Innenaufnahmen im Studio gemacht wurden. tmp-cam-1609521985 tmp-cam-847184452 tmp-cam-523983622 tmp-cam-1444028801 tmp-cam-991246876

Aber es war ja nicht damit getan, nur die Höhlenfronten in die Landschaft einzupassen. Mit viel Liebe zum Detail hat man ein ganzes Dorfleben entstehen lassen, und es sind auch diese kleinen Nebensächlichkeiten, die den Charme von Hobbiton mit ausmachen: tmp-cam-174729158

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Oben auf dem Hügel liegt Bag End, wo die Abenteuer von Bilbo und Frodo ihren Ausgang genommen haben:

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Von dort aus führt uns KC über lauschige, verschlungene und überwucherte Wege wieder hinunter ins Tal, vorbei an der Mühle tmp-cam-1926243779

und weiter „Now who would like a drink?“ zur Taverne The Green Dragon – das einzige Haus, das nicht nur Kulisse ist sondern ein richtiger Pub, mit Ausschank und kleinen Gerichten, wieder bis ins Detail gestaltet. Hier bekommt jeder ein Getränk seiner Wahl, geht aufs Haus 😀

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Die Zeit vergeht wie im Flug, und schon müssen wir wieder in den Bus einsteigen und werden zum Shire’s Rest gebracht, wo wir 15 Minuten Zeit haben den Souvenirshop leer zu räumen, und dann geht’s endgültig zurück nach Matamata, wo ich eine Stunde auf meinen InterCity-Bus zurück nach Hamilton warten muss. Ich nutze die Zeit mich im gut sortierten I-Site umzuschauen, dort gibt es massenhaft Prospekte nicht nur zur Region Waikato, sondern auch zu anderen Regionen, zum Beispiel zu Taupo wo ich morgen hinfahren werde. Gegen 18 Uhr bin ich wieder in Hamilton, wo ich in einem winzigen ud total leeren Restaurant einen sehr guten Salat bekomme, und zwischen Salatblättern, Olivenscheiben und gebratenem Huhn schaffe ich es endlich, mir für den ganzen Tag, den ich übermorgen in Taupo haben werde, etwas Spektakuläres an Land zu ziehen was richtig gut werden könnte und was ich von zuhause noch nicht buchen konnte weil es noch nicht genug Anmeldungen gab. Diesmal klappt es, mit schriftlicher Bestätigung.

Und nun heißt es schon wieder Sachen zusammenpacken, morgen früh kommt (hoffentlich, wehehehehe wenn nicht!) ein Pickup-Taxi das mich zu meinem InterCity-Bus nach Taupo bringt.

Nun habe ich also doch noch Hobbiton gesehen – wie sagen die Engländer immer? Been there, done that, got the T-Shirt.

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6 Gedanken zu „In a hole in the ground, there lived a Hobbit

  1. „Es wäre absolut blödsinnig gewesen das auszulassen.“
    Ich kann mich erinnern das ein (zu) junger Kollege so etwas in der Art vor deiner Abreise gesagt hat. 😛
    Gut, dass du es gemacht hast. Das sieht wirklich lovely und totally amazing aus; und auch überhaupt nicht voll.

  2. Ich hab mich auch schon gefragt, warum ausgerechnet Du ausgerechnet Das auslassen wolltest . Gut, dass es so gelaufen ist. Bin echt neidisch

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