Heute gibts wieder Frühstück im Zimmer. Hogan hat gestern abend das Tablett vorbeigebracht, und es gibt meine bevorzugte kontinentale Sparversion mit Orangensaft, Tee, Toast und (nachdem ich vorsorglich schon gestern beim Einchecken „strawberry“ gesagt habe) jam. Ich nehme um 10 den Bus zum Transport Centre und von da aus den Bus zu den Hamilton Gardens.
Wie schön dass auch wetteronline sich mal irren kann. Eigentlich war für heute ganztägig grauer Himmel angesagt, aber vermutlich dank des lebhaften Windes kriegen wir heiter-bis-wolkig-und-trocken. Als wir bei den Hamilton Gardens ankommen lacht die Sonne vom Himmel. Man muss keinen Eintritt zahlen, ich steuere gleich auf die Themengärten zu. Da gibt es zum Beispiel den Chinese Scholar’s Garden,
den English Flower Garden,
den Modernist Garden,
(naja, kann man das Garten nennen …?),
den Italian Renaissance Garden
und den Indian Char Bagh Garden
Zur Productive Garden Collection zählen der Te Parapara Maori Garden,
der Kitchen Garden,
und der Herb Garden
Und dann gibt es noch die Fantasy Garden Collection:
den Tudor Garden (der aussieht wie aus einem Filmset von Prinz Eisenherz),
und den Tropical Garden (hier werden Erinnerungen an Florida wach)
Daneben gibt es auch noch einen großen Park, aber dafür reicht die Zeit leider nicht. Ich fahre mittags zurück in die Innenstadt und gehe zum I-Site, um mich über mögliche Tagestouren für morgen zu informieren, komischerweise bin ich da im Internet nicht wirklich weitergekommen, irgendwie muss ich da beim Suchen immer was übersehen oder falsch gemacht haben.
Hab ich nicht. Wie sich herausstellt gehen von Hamilton so gut wie keine Tagestouren ab, und es gibt auch sonst fast nix organisiertes. Ja, wenn man ein Auto hätte … Ich habe meinen reservierten Mietwagen in letzter Minute storniert. I chickened, wie man auf englisch so schön sagt, ich hab kalte Füße bekommen. Irgendwie war mir die Verkehrssituation dann doch zu ungemütlich, vierspurige Straßen und so viele Ampeln, von denen einige leider gar nicht leuchten, wie genau soll man sich denn dort verhalten? Ich hab mich dann einfach doch nicht getraut.
Im I-Site arbeitet an diesem Sonntagmittag eine deutschstämmige Mitarbeiterin, die mich fragt ob ich Hobbiton schon gesehen habe? Nein, hab ich nicht, wollte ich auch auslassen weil es da jetzt so voll sein soll. Sie meint wenn ich morgen fahre wirds vielleicht nicht so heftig weil der Montag nicht so ein kritischer Tag ist, außerdem müssen morgen viele Kiwis wieder arbeiten, könnte also etwas entspannter dort sein als sonst. Und da ließe sich auch eine Tagestour von Hamilton aus organisieren.
So komme ich also doch zu einer Hobbiton-Tourbuchung für morgen, Abfahrt um 12 Uhr und Rückkehr um 17 Uhr, das ist von der Zeit her gut zu schaffen.
Ich esse in einem Einkaufscenter zu Mittag (in dem Center haben die Geschäfte auch sonntags auf) und steige dann am Transport Centre in ein Taxi und sage dass ich zum Zealong Tea Estate möchte. Wohin bitte? Kennt er nicht. Ob ich die Adresse habe? (Ein gewisses Gefühl von déjà-vu stellt sich ein.) Er gibt die Adresse in sein Navi ein, und wir fahren fast eine halbe Stunde von Hamilton-Mitte bis zur Teeplantage, kostet mich stattliche 40 NZ-Dollar für eine Strecke.
Am modern gestalteten Haupteingang finden sich schließlich insgesamt 11 Leute für die zweistündige Führung zusammen, die von Joy durchgeführt wird, einer Neuseeländerin mit chinesischen Wurzeln. Wir erfahren, dass die Idee für eine neuseeländische Teeplantage 1996 entstand, als ein Immigrant aus Taiwan einen blühenden Kamelienstrauch hier sah und dachte: Wenn die Kamelien hier so gut gedeihen, könnte man dann womöglich auch Tee anbauen, der ja zu den Kamelien gehört? Mister Chan hatte zwar bis dahin keine Ahnung vom Teeanbau, aber er war Teeliebhaber, hat sich alles an Wissen angelesen was ging, kaufte Land und fuhr dann nach China um 1500 Teepflanzen persönlich auszusuchen und die dann nach Neuseeland zu bringen.
Erwähnte ich schon die strengen neuseeländischen Biokontrollen bei der Einreise? Vielleicht hätte Mister Chan auch mal Reiseführer lesen sollen. Jedenfalls blieben sämtliche Büsche geschlagene 10 Monate beim neuseeländischen Zoll in Quarantäne, und als er sie dann endlich ausgehändigt bekam waren 90 Prozent der Pflanzen eingegangen, nur 130 hatten überlebt. Aber Mister Chan beschloss, das Ganze positiv zu sehen: Die 130 Pflanzen, die das überlebt hatten, waren unzweifelhaft die stärksten und gesündesten, also eine prima Zuchtgrundlage. Und wirklich sind aus diesen 130 Pflanzen (die heute bei Mister Chan im Privatgarten stehen) alle circa 1,2 Millionen Teebüsche hervorgegangen die heute den Zealong Tea Estate ausmachen.
Nach einer Führung über das Gelände, bei der wir einiges über die Herstellung von grünem, Oolong und schwarzem Tee erfahren, folgt nach zwei kurzen Filmchen über die Firmengeschichte und über Teeherstellung dann eine Teezeremonie (nicht die japanische) mit anschließender Teeverkostung von 5 verschiedenen Teesorten (grüner Tee, purer Oolong, stärker gerösteter Oolong, stark gerösteter Oolong und schwarzer Tee).
Unter den Führungsteilnehmern ist ein junger Deutscher der gerade Work and Travel macht, und der sich durch schrecklichen Enthusiasmus und großen Redefluss hervortut – er kann nicht anders als jeden einzelnen Tee im ersten und im zweiten Aufguss blumig und ausschweifend zu kommentieren, was den Nachmittag deutlich in die Länge zieht. Aber irgendwann hat auch das Knäblein nichts mehr was es hervorsprudeln könnte, so dass diejenigen von uns die einen anschließenden High Tea gebucht haben endlich zu ihrem Tisch und ihren Tee-Etageren kommen.
Alles ist ganz köstlich (besonders hervorzuheben sind das Duck Pasty, der Aubergine Spread und die Oolong Panacotta), und man kann sich unter den 5 Tees, die hier hergestellt werden, seinen Lieblingstee aussuchen der dann von Joy aufgegossen wird. Und obwohl auf der Etagere eigentlich nur Kleinigkeiten drauf sind, ist man hinterher angenehm satt.
Der freundliche Taxifahrer von vorhin hat mir seine Karte gegeben, und als ich ihn anrufe nachdem ich beim Zealog Tea Estate fertig bin ist er auch recht schnell da und bringt mich zurück ins Hotel.
Ich werde jetzt mal faul durch alle 50 Sky-Kanäle zappen und bin morgen so richtig gespannt auf Hobbiton!
na, das war doch mal wieder ein sehr gelungener Tag.
Gab es zu dem High Tea keine kleinen Sandwiches und Scones mit clotted cream?
Nein, war kein klassischer englischer High Tea wie wir ihn von Harrods z.B. kennen. War aber richtig gut :-D!
Na, dann hat es ja doch noch richtigen echten Tee genug bekommen!
Sollte heißen: „gegeben“ !
Richtigen chinesischen Tee. Überhaupt war auffällig dass der Großteil der Besucher heute asiatischer Herkunft war.
Finds toll, dass du doch nach Hobbiton fährst! Bin sehr gespannt auf die Fotos und wie es dir gefällt!