Taxi trouble

Die 5.30 Uhr-Aufwachzeit scheint sich irgendwie von selbst eingestellt zu haben. Diesmal dreh ich mich aber nochmal rum um schlafe wahrhaftig bis halb acht. Nach einer Runde Frühstücksfernsehen packe ich alles zusammen (die Sonnenbrille ist immernoch verschollen, keine Ahnung wo ich die verloren habe) und darf meinen Koffer dann im Dining Room stehen lassen, damit ich ihn nicht den ganzen Vormittag mitschleifen muss.

Übrigens haben wir strahlenden Sonnenschein heute …

Diesmal geh ich auswärts frühstücken. Jasmin’s Thai Café, wo ich die leckeren Schweinenudeln geholt hatte, bietet auch Frühstück an, zu moderaten Preisen. Also setze ich mich hinein und bestelle ein minimalistisches Tee-und-Toastfrühstück, mit JAM. Und was kriege ich? Marmalade, zum Kuckuck nochmal, warum lassen sie einem denn die Auswahl wenn sie einem doch immer das gleiche geben? Diesmal geh ich aber zur Theke und bitte höflich um Umtausch. Nach der Erdbeermarmelade muss lange gegraben werden, aber es findet sich schließlich eine neue, noch völlig unangebrochene Palette mit Erdbeerpöttchen in der Kühlung. Na also.
Entschädigt werde ich überraschenderweise mit dem ersten losen Tee in NZ. Richtiger loser schwarzer Tee im Metallkännchen, mit Tassensieb und Auffangschälchen, wie bei Harrods.
Beim Frühstück schaue ich kurz in meine Mails und finde eine Absage für mein geplantes Taupo-Projekt. Wenn sie noch mehr Leute zusammenkriegen kommen sie auf mich zurück – das lässt befürchten dass dieser Plan genauso im Sande verläuft wie der Coastal Walkway auf der Coromandel. Ich lasse mir den Tag noch offen, aber da ich am Tag zuvor so früh anreise dass ich den Nachmittag fast komplett frei habe, buche ich kurzfristig für diesen Zeitraum eine andere Action-Attraktion, und die wird diesmal auch bestätigt.

Gegen 10 schlendere ich Richtung Fluss, diesmal über die Brücke auf die andere Seite wo sich ein kleiner Wanderparkplatz mit Tischen und Bänken befindet, mit Blick aufs Wasser und die Enten die sich dort zanken, und habe viel Zeit um in der Sonne sitzend meinen Blog für den Vortag zu schreiben, und noch ein paar Tripadvisor-Bewertungen hinterher. Als ich fertig bin ist es schon 12 Uhr, also zurück zu Jasmin und einer kleinen Portion Chicken Satay.

Danach zurück ins Hotel um den Koffer zu holen, und dann ab zur InterCity-Haltestelle. Ein junges Mädchen fragt mich ob der Bus der da steht nach Auckland fährt – nein, tut er nicht, vorne steht Palmerston North drauf. „Are you from Germany?“ fragt sie, und als ich nicke  sagt sie „Ich bin aus Darmstadt!“ und wir unterhalten uns eine nette halbe Stunde lang. Sie kann höchstens 19 oder 20 sein, hat im letzten Sommer Abi gemacht und macht jetzt ein gap year, bevor sie zum nächsten Wintersemester ins Studium geht. Im Moment ist sie Au Pair in Auckland. Wir erzählen uns gegenseitig was wir in Neuseeland schon gesehen und erlebt haben. Sie erzählt von den Waitomo Caves und ich von der Canopy Tour. Sie ist Taumarunui gelandet weil sie mit einem Freund von dort ausgehend eine Kanutour gemacht hat, 4 Tage mit Übernachtung im Zelt – und im strömenden Regen. Dagegen kommt mir die kalte Railtour von gestern schon wieder wie eine Luxusveranstaltung vor.

Unser Bus kommt mit Verspätung, und weil der Busfahrer jetzt seine vorgeschriebene Pause machen muss fahren wir auch mit Verspätung los. Ich muss zwar nicht umsteigen, aber in Hamilton erwartet mich ein Taxi, und damit sich die Situation von Rotorua nicht wiederholt maile ich der Reisebüromitarbeiterin, die hier in NZ für mich zuständig ist. Keine Antwort, aber ich verlass mich mal darauf dass sie das liest und regelt.

Wir erreichen Hamilton mit 20 Minuten Verspätung. Ich suche am Taxistand nach einem Taxi der zuständigen Firma. Es gibt auch eins, aber der Fahrer sagt dass der Fahrer des Taxis, das mich eigentlich holen sollte, schon weg ist weil ich nicht aufgetaucht bin. Erklärung der Situation und Vorzeigen des Vouchers. Er ruft in der Zentrale an, erreicht aber den zuständigen Mitarbeiter nicht (der hat schon Wochenende, ich hab total aus den Augen verloren dass heute Samstag ist, seit ich hier bin hab ich absolut kein Zeitgefühl mehr) und sagt, er kann mich gerne bringen, und wie ich bezahlen möchte? Ich möchte gar nicht bezahlen weil das übers Reisebüro läuft. Also muss ich doch meine Reisebüromitarbeiterin anrufen, die zunächst nicht besonders glücklich klingt weil sie vermutlich eigentlich auch schon im Wochenende ist, aber das hilft jetzt nix, ist ja nicht meine Schuld. Es dauert ein bisschen aber wir kriegen es geregelt, nachdem der Taxifahrer mich bittet sie zu fragen ob das Reisebüro einen account hat, worauf sie kurz angebunden antwortet „Natürlich haben wir einen Account! Unsere Nummer ist soundso!“ Konnte ich ja nun nicht wissen, aber das Taxiunternehmen hätte da schon schalten sollen.

Ich darf also nun doch ohne zu bezahlen am Hotel aus dem Taxi steigen. Hier werde ich von einem ganz reizenden und hilfsbereiten Host in Empfang genommen, der offenbar chinesische Vorfahren hat und den überraschenden Vornamen Hogan trägt. Er erzählt mir wie ich heute kostenlos in die Stadt und wieder zurückkomme, wo man einkaufen kann und wo die Bushaltestelle ist. Danach bringt er mich zu meinem Zimmer, und ich stelle höchst erfreut fest dass es wieder ziemlich gediegen ist. 2 Zimmer, was bedeutet dass ich heute Nacht keinen Kühlschrank hören werde, im Wohnraum steht ein Ledersofa, und das Bad ist groß und hat Dusche und Whirlpool. Das Schlafzimmer ist etwas klein, aber das Bett hat die übliche Queensize, und es gibt einen Fernseher mit 50 Sky-Kanälen.

Hogan hat mir von dem Shuttle des SkyCity-Casinos erzählt, das Dienstags bis Samstags Leute auf Zuruf im Hotel abholt und zum Casino bringt, er hat aber ausdrücklich gesagt es bestünde keine Verpflichtug, das Casino zu besuchen. Vom Casino aus ist man nach ein paar Schritten in der Innenstadt wo ich dann was essen kann. Hogan bestellt mir das Shuttle ans Hotel, und wirklich kommt nach wenigen Minuten ein schwarzer Van mit einem freundlichen Fahrer. Kaum bin ich eingestiegen fragt er: „You’re going to the Casino?“ Nein, sage ich, ich will einfach nur in die Innenstadt. Darauf kuckt er sparsam und meint, dass er eigentlich ja nur Casinogäste abholen soll. Nun hatte Hogan ja gesagt, Casinobesuch sei not compulsory, also sage ich dass mein Host das so gesagt hätte. „Ah …“ sagt er, und jetzt befürchte ich natürlich dass ich Hogan reingeritten habe, also bitte ich ihn das alles als ungesagt zu betrachten, aber er grinst schon und sagt „No worries“, nein nein, ist schon in Ordnung, er wird es niemandem verraten. Dann sagt er, ich bräuchte nur durch das Casino hindurch zu gehen und dann links abzubiegen, da sind dann ganz viele Restaurants – aber ich soll auch nicht verraten dass er mir das so gesagt hat.

Ich tue wie mir empfohlen und lande auf der Victoria Street, einer der Hauptstraßen im Zentrum, um diese Zeit schon recht leer da die Läden hier immer schon so gegen 17 Uhr schließen. Schließlich lande ich in einem schönen Bistro bei einem Spicy Beef Salad (viel beef, nicht so viel salad) und einem Apple Crumble Brulée. Zurück zum Casino wo die Shuttles einen wieder uppicken, und wer wartet da schon? Der Fahrer von eben. Er grinst breit und lässt mich einsteigen, „no worries!“ sagt er nochmal und bringt mich zurück vom Hotel. Nein nein, keine Sorge, alles in Butter, um die Zeit hat er eh noch nicht viel zu tun und da ist er ganz froh wenn er Beschäftigung hat.

Ich gönne mir ein Bad im  Whirlpool, ach ist das schön warm! Und wenn ich den Blog fertig habe will ich mal ausprobieren, wie es sich hier so schläft.

 

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