Heiße Sache

Wie erwartet hat es keine weiteren Interessenten für die Coromandel Coastal Walkway Tour gegeben. Ich habe ersatzweise die Wahl zwischen der Tour nach New Chums Beach und der Tour zur Cathedral Cove/Hot Water Beach, die Managerin empfiehlt letzteres. Und da Cathedral Cove und Hot Water Beach schon beinahe Pfichtprogramm für jeden Coromandel-Besucher sind, folge ich ihrem Rat.

Da die Tour erst um 11.30 startet habe ich noch viel Zeit – wie wär’s mit einem Tee-und-Toast-Frühstück einem netten Café? Aber: Radio Eriwan lässt grüßen – im Prinzip ja, nur leider heute nicht. Heute ist nämlich Keltic Fair, ein großer Jahrmarkt auf dem Schulgelände, zu dem haufenweise Leute erwartet werden, und weil soviele Bewohner dort engagiert sind und es dort auch viele Essensbuden gibt, fährt die örtliche Gastronomie heute ein Sparprogramm. Immerhin bekomme ich im Coromandel Café einen Tee der auch so schmeckt als wär’s wirklich einer, und dazu ein großes rundes Shortbread und einen großen Chocolate Cookie. Bisschen süß das alles, aber nicht schlecht.

Weil ich noch viel Zeit habe gehe ich mir die Keltic Fair mal ansehen, und zwar gleich nach der Eröffnung um 9 Uhr, da  ist noch nicht so viel los. Das ist wirklich ganz nett, es gibt alles mögliche und einiges Unmögliche, darunter ein paar Wundermaschinen die alles können und ein paar Wundermittel die gegen alles helfen. Aber es ist auch viel arts and crafts dabei, handgemachter Schmuck, selbstgemachte Schneidbretter und handgenähte Hüte. Außerdem gibt es Nonstop-Musikprogramm, den Anfang macht eine energiegeladene Trommeltruppe

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und danach kommen die Bagpipes

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beide euphorisch beklatscht.

Nach einem kurzen Abstecher zurück zum Hotel um ein bisschen Verpflegung zu bunkern geht es dann zur vereinbarten Zeit los. Insgesamt sind es circa 12 Leute, die mit Steve im Kleinbus via Whitianga erst zur Cathedral Cove und dann später weiter zur Hot Water Beach fahren. Das geht allerdings nicht „mal eben“. Wir müssen über den Höhenzug auf die andere Seite der Insel, und die Straße ist mindestens zu kurvig wie gestern die nach den Rapaura Watergardens. Zum Glück darf ich ganz vorne sitzen, damit mir nicht „queasy“ wird. Die letzten paar Meter schafft der schnaufende Kleinbus offenbar nur weil Steve ihm anfeuernd das Armaturenbrett tätschelt, danach atmet er tief durch und rast bergab Richtung Whitianga. Dieser Ort ist deutlich größer als Coromandel Town und wesentlich lebhafter, aber längst nicht so schön. Wir fahren danach noch etwa eine Dreiviertelstunde, bis wir den Parkplatz bei Cathedral Cove erreichen.

Cathedral Cove ist eine der großen Sehenswürdigkeiten der Coromandel. Ähnlich wie beim Hole in the Rock in der Bay of Islands hat das Wasser im Lauf der Zeit ein Loch in einen Felsen gefressen, allerdings in diesem Fall in einen Felsen der nun an einem Strand liegt. Aber es ist nicht so, dass man einfach vom Parkplatz ein paar Schritte zum Strand geht. Oh nein. Cathedral Cove liegt verborgen am Fuß eines steilen, bewaldeten Abhangs. Und wer dorthin will hat genau zwei Möglichkeiten: Entweder übers Wasser, zum Beispiel per Wassertaxi von Whitianga, oder zufuß über den Cathedral Cove Walkway, und der ist definitiv nichts für Asthmatiker. Wir nehmen den Walkway. Die Wegführung erinnert ein bisschen an die Driving Creek Railway oder auch die Kurvenstraßen die wir heute gefahren sind, er schlängelt sich von hier nach da und wieder nach hier, durch Buschwerk und riesige Farne, und er hat ganz ordentlich Steigungen und Gefälle. Die Leute, die uns entgegen kommen, haben überwiegend rote Gesichter, durchgeschwitzte Hemden und schnaufen hörbar. Die letzten 100 Meter bis zum Strand hinunter gehen über eine halsbrecherisch steile Treppe.

Und nachdem wir wieder zu Atem gekommen sind packen wir die Schuhe weg und die Fotoapparate aus.

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Vermutlich ist es ein Glück, dass Cathedral Cove so schwer zugänglich ist, sonst wäre es dort noch voller als ohnehin schon.

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Wir arbeiten uns wieder zurück zum Parkplatz, und oben angekommen haben wir rote Köpfe, durchgeschwitzte Hemden und wir schnaufen ganz ordentlich.

Steve gabelt uns auf und bringt uns noch ein paar Kilometer weiter zur Hot Water Beach. Hier liegen unter dem Strand heiße Gesteinsschichten, die das Wasser in den Schichten darüber erhitzen, so dass es zu Gas wird und durch Risse im Gestein nach oben steigt, wo es zwar kühler wird und auch wieder flüssig, aber doch noch immer ziemlich warm ist. Und wenn man an einem bestimmten Strandabschnitt bei Ebbe mit der geliehenen Schaufel ein großes Loch gräbt, füllt sich dieses mit heißem Wasser, und man kann sich in einen schönen heißen selbstgegrabenen Pool legen. Der Strandabschnitt in dem das funktioniert ist vielleicht 40 mal 40 Meter groß, und da wir Hauptsaison haben sieht Hot Water Beach aus wie ein Ameisenhaufen, in dem die Leute beim Buddeln quasi übereinanderfallen.

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Ich verzichte auf Spaten und Buddelei und mache einen schönen erholsamen Strandspaziergang am Buddelfeld vorbei, und selbst am Rand des Feldes merke ich beim Gehen plötzlich dass die Füße warm werden. Ich bohre meine Füße nur wenige Zentimeter in den Sand und ziehe sie eiligst wieder heraus – Heidewitzka, da kann man sich echt Verbrühungen holen!

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Der Himmel hat sich in den letzten Stunden immer mehr zugezogen, es gab immer mal wieder sonnige Zwischenspiele aber nun wird es langsam richtig grau. Kurz nachdem wir wieder zu Steve in den Bus geklettert und abgefahren sind fängt es an zu regnen (perfektes Timing!), und es hat bis jetzt noch nicht aufgehört. War dringend nötig, die Wiesen hier sind schon ziemlich gelb und die Straßen staubig. Wetteronline zeigt für morgen eine graue Wolke mit Regentropfen, aber da ich ohnehin den halben Tag im Bus verbringen werde kann mir das vergleichsweise egal sein.

Rotorua, here I come!

Ein Gedanke zu „Heiße Sache

  1. Hmmm, geschlängelte Straßen, Klippen mit Löchern drin, heiße Quellen und dann auch noch Pipes und Crafts … woran erinnert mich das … ? 😉
    Nein, sieht dort echt hübsch aus. Ich hoffe du machst noch einen Bilderabend. Die sind im Blog doch etwas klein 😀 . Ich drück‘ dir die Daumen, dass das Wetter nur eine KURZE Regenpause einlegt.

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