Gap Filler Day

Nach einer guten Nacht gibt es morgens gutes kontinentales Frühstück. Ich kaue meinen Toast und schaue aus dem Fenster, wo plötzlich eine kleine Katze sitzt, auffordernd hereinschaut und etwas von „sofort reinlassen“ zu mauzen scheint. Eine Rückfrage beim Gastgeber ergibt, dass sie zwar die Hauskatze ist, aber kein Hausrecht hat. Die Katze und ich treffen uns kurz danach auf dem Balkon, wo sie erneut versucht mir zu versichern dass sie sonst immer in den Frühstücksraum darf. Ich darf sie zwar kraulen, aber als sie merkt dass ich sie trotzdem nicht reinlasse zieht sie beleidigt davon. Menschen sind doch alle gleich.

Das Wetter und die Uhr haben sich heute zusammengetan und arbeiten gegen mich. Es ist grau draußen, und wetteronline sagt was von vormittags Regen, mittags Regen und nachmittags Regen. Ich entscheide mich also gegen den Ausflug auf die Peninsula, aber ich könnte einen Abstecher nach Port Chalmers machen. Mist, der Bus ist grade weg, und der nächste fährt erst in einer Stunde. Also folge ich doch dem Ratschlag des Hausherrn und wandere eine steile, steile Straße hinauf und dann weiter nach Olveston House, dem Haus eines reichen Importkaufmanns der Jahrhundertwende, das noch bis 1966 von seiner Tochter bewohnt wurde die alles so gelassen hat wie es zur Zeit ihrer Eltern war.

Leider ist fotografieren drinnen verboten, auch ohne Blitz. Das ist schade, denn das Haus ist wirklich prächtig eingerichtet und wunderbar erhalten, man darf nur mit einer Führung durchgehen und bekommt in 60 Minuten ganz viel über die Familiengeschichte und über die Einrichtung erzählt. Immerhin darf man den Garten fotografieren, und den alten Fiat, den man in den siebziger Jahren in einer zugewachsenen Garage gefunden hat, bis über die Achsen im Wasser stehend, jetzt aber wieder restauriert und hinter Glas aufbewahrt.

Das Wetter scheint noch unentschlossen und wedelt hin und wieder mit einem kleinen Streifen blau. Vielleicht doch noch nach Port Chalmers? Mist, der Bus ist schon wieder grade weg, und der nächste fährt erst in einer Stunde … Ich könnte ja schnell noch was zum Mittag essen. Bis ich das richtige finde und das Essen kommt vergeht dann aber doch mehr Zeit als geplant, und als ich fertig bin ist der nächste Bus grade weg.

Dann also Plan B: Otago Settlers Museum. Ein moderner Bau unmittelbar neben der Railway Station, der Dunedins Stadtgeschichte zum Thema hat. Das Museum ist zwar recht übersichtlich, aber dadurch auch nicht so überladen, und die Exponate werden richtig gut präsentiert. Es sind nicht so viele wie zum Beispiel im Canterbury Museum, aber genau deswegen wird auch jedes einzelne besser wahrgenommen. Selbst auf einen Museumsvermeider wie mich macht das Settlers Museum einen guten Eindruck.

Dunedin war wegen der Goldfunde in der Region zu Geld gekommen, was man auch an diesem prachtvollen Schalter aus einer Bank aus der Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts sehen kann:

So richtig interessant wirds dann in der Fahrzeugabteilung.

Ein alter Morris 8 aus der Nachkriegszeit für Otto Normal-Kiwi

und ein dicker Buick Roadster für den dicken Geldbeutel (mit selbstgeschweißtem Anhänger!)

Der Himmel ist wieder deutlich grauer geworden. Kein Wetter für Ausflüge. Kino wär jetzt eine gute Idee. Mist, der Film den ich eigentlich sehen wollte hat vor einer Viertelstunde angefangen … Es wird schließlich „Whisky galore“, das Remake eines Films von 1949, gut besetzt, ganz witzig und trotz des schottischen Dialekts ausreichend gut zu verstehen. Wir sind ganze 4 Leute im Kino, und ich bin sicher die anderen drei haben das Original von 1949 damals noch selbst im Kino gesehen.

Nach dem Film ist der Nachmittag angeknabbert aber nicht mehr wirklich für irgendwas verwertbar. Ich schlendere bei immer grauer werdendem Himmel durch die Einkaufsstraße, hake mit der Knox Church meine letzte noch anzuschauende neugotische Kirche ab

und gehe schließlich zu einem frühen Dinner ins Restaurant Gaslight, wo ich auf Nachfrage sogar eine halbe Portion der in Rotweinsoße gebratenen Gnocchi mit Pilzen und Knoblauch bekomme, damit hinterher noch Platz ist für eine Creme Brulee mit Balsamico-Erdbeeren. Wenn aus dem Tag schon nichts rechtes geworden ist, kann man wenigstens ein gutes Essen als Schlusspunkt setzen.

Im schließlich doch noch einsetzenden Regen stapfe ich den Berg zum Hotel hoch. So wirklich befriedigend war das heute nicht, aber es haben sich gute Ersatzlösungen gefunden. Morgen ist mein letzter Tag hier, der ist auch schon weitestgehend verplant, aber da es am Sonntag wieder gen Deutschland geht bin ich im Geiste schon mit der Heimreise beschäftigt, und das Wetter trägt auch nicht wirklich zur Ablenkung bei. Dichte Schwaden rollen von den Bergen runter in die Stadt, und so langsam macht sich wahrhaftig so etwas wie Heimweh bemerkbar.

 

 

6 Gedanken zu „Gap Filler Day

  1. Ich glaube es nicht, dass Deine Reise-Zeit dann schon um ist!!! Was lese ich denn dann ab nächste Woche, um es mir hier in der „Anstalt“ ein bisschen schöner zu machen… Dir einen schönen letzten Tag und eine gute Heimreise! Wir sehen uns dann im Februar an gewohntem Ort. Liebe Grüße!

  2. Ja, wie die Zeit rast… Freue mich sehr, dass du bald zurück bist und wir noch mehr Fotos sehen koennen (hopefully) genieße die letzte Zeit und lass uns bis zuletzt dabei sein viele gruesse Gaby

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