A perfect day (slightly flawed)

Der Tag fängt hektisch an. Ich hatte mir den Wecker gestellt, auf unchristlich frühe 5.30 Uhr. Ab 6.30 Uhr soll ich bereit stehen für das Pickup-Taxi dass mich zum Sky City Bus Terminal bringt, wo um 7.30 Uhr die Tour zur Bay of Islands losgeht. Damit hätte ich eine Stunde Zeit zum duschen, Haare waschen und frühstücken. Ich hab in meiner 2-Zimmer-Suite (was für ein Luxus!) wirklich sehr gut geschlafen, war nur  in der Nacht einmal wach geworden und hatte auf den Reisewecker geschaut: 14 Uhr 20? Och, ich hab vergessen ihn 12 Stunden vorzustellen. Macht nix, denkt mein gejetlagter Kopf, ich weiß ja dass ich nur 12 Stunden draufrechnen muss. Denkts und schläft wieder ein.
Ich werde wach, draußen ist es hell. Wie spät isses denn? Blick auf den Wecker: 18 Uhr 33. Moment mal, halb sieben? WAS??? Oh, ich Schaf, wenn der Wecker richtig wecken soll muss er natürlich auch vorher richtig gestellt werden … Panik! Duschen, Haare waschen  und frühstücken fällt aus. Ich zieh mir hastig was an, schaffe es noch die Croissants zu schnappen die ich gestern fürs Frühstück gekauf hatte, greife Rucksack und Jacke und stürme aus dem Zimmer. Nie ist ein Aufzug da, wenn man ihn braucht … aus dem 13. Stock muss man erst mal runter kommen. Aus dem Aufzug in die  Lobby und raus zum Vorplatz für die anreisenden Autos: Kein Pickup. Ein Blick auf die Taschenuhr: Halb sechs? Kann nicht sein. Blick aufs Handy: 6.45 Uhr. Oh f—- . Da wäre wohl vor dem Urlaub mal eine neue Batterie für die Uhr fällig gewesen. Zum Glück ist ein netter Concierge schon im Dienst. Nein, sagt er, er hat noch kein Pickup-Taxi gesehen. Könnte allerdings sein dass es am Eingang an der Queen Street gewartet hat, das Hotel hat nämlich zwei Eingänge. Na super. Er versucht für mich den Veranstalter zu erreichen um zu fragen ob der Pickup schon ohne mich gefahren ist, erreicht aber niemanden. Zum Glück ist das Sky City BusTerminal zufuß zu erreichen. Nach hastigem Bedanken wetze ich die Straßen hoch, dabei fällt mir ein dass ich die Sonnencreme vergessen habe (und die Sonnenbrille, und den Sonnenhut). Die Wettervorhersage hat für heute für die Bay of Islands 8 Sonnenstunden vorhergesagt, Sonnenschutz ist also dringend vonnöten. Glücklicherweise ist auf der Ecke ein Convenience Store, wo ich eine Tube Sun Tan Lotion mit SF50 bekomme. Da ist der SkyTower, wo ist nun das Bus Terminal? Aber auch das ist schnell gefunden, der Bus steht schon bereit, und vor mir ist erst ein anderer Gast da, ich bekomme also einen Platz weit vorne. Alles gut soweit, ich bin zwar ungewaschen, total zerzaust und hungrig, aber an Bord.

Unser Fahrer ist so etwas wie ein Paradiesvogel, er heißt Rachel und hatte offenbar ein früheres Leben als Mann, auch wenn er jetzt lange rotbraune Haare, Lippenstift und Nagellack trägt. Er/Sie unterhält den ziemlich gut gefüllten aber auch sehr bequemen Bus ohne Mühe 4 Stunden lang mit einer Mischung aus wirklich interessanten Infos über Auckland und die ganze Landschaft die wir durchqueren, und launigen kleinen Dönekes aus seinem eigenen Leben, durchmischt mit ein paar gnadenlosen Witzen über das Verhältnis zwischen Australiern und Neuseeländern (die Australier im Bus nehmen das sportlich). Wir fahren über die Harbour Bridge (witzige Konstruktion, als die erste Brücke den Verkehr nicht mehr stemmen konnte hat man in Japan weitere Einzelteile bauen und hierher schaffen lassen, die man dann einfach draufgeschweißt hat, daher der Spitzname „The Nippon Clip-On“). Hinter den letzten Wohngebieten von Auckland beginnt das Nirgendwo. Eine grüne, rollende Hügellandschaft mit Buschwerk, Weiden, Bächen und Wäldern, total idyllisch. Es gibt einen halbstündigen Stopp in einem Roadside Café namens CoffeePot, wo ich dann doch noch zu meinem Frühstück komme. Das Wetter sieht ziemlich gut aus, heiter mit nur wenig Wolken. Wir kommen gegen 11.15 Uhr in Paihia an, entsteigen leicht tiefgekühlt dem klimatisierten Bus und sind plötzlich mitten im Hochsommer. In Paihia, einem hübschen kleinen Küstenstädtchen,

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herrscht an der Waterfront reges Treiben: Weihnachtsferien. Zum Glück legt heute kein Kreuzfahrtschiff draußen vor der Bucht an, dann muss hier wohl der Wahnsinn toben. Bis zum Ablegen des Schiffes sind noch knapp zwei Stunden Zeit, und dank eines Tipps vom i-Site finde ich einen Juwelier der meiner Taschenuhr eine neue Batterie verpassen kann. Schnell noch ein paar Tempos kaufen, und dann, halleluja! gibt es endlich Pizza. Das ist zwar wiedermal nicht wirklich gesund, aber dafür folge ich ja ständig einer anderen neuseeländischen Richtlinie für gesundes Leben:

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Kurz nach ein Uhr geht es auf die „Dolphin Seeker“, leider mit Verzögerung weil sie schon mit Verspätung kommt. Mit meiner genetisch bedingten Angst vor Verspätung war ich schon relativ früh am Pier, dadurch bin ich eine der ersten auf dem Schiff und kann einen (für mich) optimalen Platz ergattern, draußen auf dem Zwischendeck aber unter dem kleinen Überhangdach. Und ab gehts durch die Bay of Islands, vorbei an den traumhaft schönen Inseln und Inselchen, felsig und baumbestanden, zwischendrin ein paar hügelige Wiesen drauf, mit faszinierenden Kliffs und Felsformationen. Man kann problemlos die ganze Cruise einfach nur damit verbringen, das Panorama zu genießen. Dazu der strahlend blaue Himmel oben drüber mit hübsch hingezupften, ganz wenigen Reiseprospektwölkchen.

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Höhepunkt ist am äußersten Ende das „Hole  in the rock“, ein durchlöcherter Fels, durch den das Schiff so grade eben auch hindurch fahren kann.

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Gegenüber am Festland der pittoreske kleine Leuchtturm von Cape Brett, mit einem pittoresken kleinen Leuchtturmwärterhäuschen daneben (Privatbesitz, seit den 70ern wird kein Leuchtturm in NZ mehr bewärtert).

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Vorbei an den Inseln machen wir uns dann auf den Rückweg. Ein Teil der Passagiere (der glückliche Teil der mehr Zeit hat) darf noch ein paar Stunden auf der Insel Urupukapuka verbringen, aber alle die den Bus nach Auckland zurück nehmen wollen/müssen, werden zuerst von Bord gelassen und müssen auf ein Schwesterschiff umsteigen, dass uns nach Paihia zurück bringt.

Die Rückfahrt verläuft stressfrei und diesmal ohne Kommentar von Rachel. Wir sind gegen 20 Uhr wieder in Auckland, und ich lasse mich diesmal vom Pickup zurückshutteln (leider kein Wortspiel à la „zurückshütteln“ möglich da alle Stoßdämpfer vorhanden und fully functional sind). Das Überspielen der Fotos und die gröbsten Textbausteine hab ich schon im Bus erledigt bzw. geschrieben, daher bin ich „schon“ jetzt gegen 21.30 Uhr fertig mit dem Blog. Das Abendessen ist dabei irgendwie ausgefallen, aber im Moment hab ich ohnehin das Gefühl dass essen eine total überbewertete Sache ist, die einen nur Zeit kostet mit der man lieber was anderes machen würde. Die Voucher für morgen hab ich schon rausgesucht, hoffentlich klappt es diesmal mit dem Zubringertaxi, ich bin auf die Coromandel-Fähre um 8.45 Uhr gebucht.

Halt, schnell noch den Wecker auf die richtige Zeit umstellen … (und ich will jetzt keine Wortwitze über Umstellungslaufzettel 😉 )

Ein Gedanke zu „A perfect day (slightly flawed)

  1. Liebe Elke,
    während Du durch die Sonne cruist, haben wir hier mit -1,8 Grad richtig Winter.
    Der Lochfelsen hat mich am meisten beeindruckt und natürlich Dein Senkrechtstart in den Tag. Gut, daß Du noch was zum Frückstücken gefunden hast – ein Tagesbeginn ohne belebendes Heißgetränk ist sehr schwierig …
    mein neues fairphone hat gerade wieder Geräusche gemacht (neue mail) und gestern habe ich mit Uschi ge-whats-appt (oweh, da kriegt das linguistische Gefühl grüne Punkte) – what a wonderful new toy.
    Dir noch einen schönen Resttag und einen guten Rutsch! Due bist ja früher dran … Liebe Grüsse Gaby

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